http://www.lokalkompass.de/bedburg-hau/kultur/artoll-im-tanz-der-blumen-shen-yu-hua-d648016.html
ArToll im Tanz der Blumen: Shen Yu-Hua
Wer den Raum von Shen Yuhua im Kunstlabor ArToll betritt sieht Wiesenblümchen auf Kärtchen geklebt, festgemacht an langen Seilen. Durch geöffnete Fenster weht der Wind, der alles zum tänzeln bringt. An den Wänden hängen dünne Tonplättchen, worauf mit Farbstiften Blumen gezeichnet sind. Am Tag der Ausstellung der Studenten der École des Beaux Arts aus Versailles jagen Wolken über den Himmel, so dass abwechselnd die Sonne das Ganze noch lebendiger macht, oder die Farbe matter wird und der Betrachter nur an dem Tanz Freude erlebt. Aber dann fällt eins der Tonplättchen von der Wand, sie sind nur mit Klebestreifen festgemacht. Die Künstlerin macht keine Anstalten die Scherben wegzuräumen, dann fällt auf, dass an mehr Stellen Scherben liegen. Langsam wird deutlich in was für einen Raum da man hineingetreten ist, ein Raum der Zeichen. Zeichen der Frische und Lebendigkeit, aber auch Zeichen des Verfalls und Vergehens. Kein Raum wo man einfach hindurchläuft, die Künstlerin aus Taiwan gibt gerne zusätzliche Erklärungen. Diese Installation, die bis zum Ende durchdacht ist, und worin auch der Zufall mitspielt, gehörte sicherlich zu den Highlights.
GRUPPENAUSSTELLUNG / EXPOSITION COLLECTIVE 16.04.2016 | |
ArToll Kunstlabor, Zur Mulde 10, 47551 Bedburg-Hau, Haus 6, LVR-Klinik Bedburg-Hau. | |
AU PAYS DE HERR JOSEPH BEUYS : DER FRAGE NACH DER IDENTITÄT IN DER KUNST | |
© ArToll |
Der Vorstand des ArToll-Kunst-Labor e.V. lädt Sie und Ihre Freunde herzlich zur Abschlusspräsentation ein, die eine zur Zeit im ArToll arbeitende Gruppe aus Frankreich in den Räumen des ArToll Kunstlabor in Bedburg-Hau vorstellt.
Zu sehen sind Installationen, die 17 Studenten derKunsthochschule EBA in Versailles unter der Leitung Ihrer Lehrer Lorraine Verner und Herman Steins im Rahmen eines Workshops vor Ort erarbeitet haben. Thema der Austellung: Kunst und Identität “im Lande von Joseph Beuys”. Abschlusspräsentation am Samstag, den 16 April, von 14.30 bis 19.30 Uhr |
Wendy Lesueur’s performance at ArToll’s
Entering the performance room one sees a perfect model for an art class posing in a darkened space, a single spotlight shines from above, and lets the skin of the young woman radiate like the moon. Her head is covered; apparently she does not want to be recognized. The visitors of this small room are supposedly looking at work of art, pleasing to the eye, movements of head, shoulders and later legs make new patterns of light patches in wondrous ways. To a murmur of voices in the background however, the woman begins to laugh, reaching a crescendo that is almost unbearable. Then she begins to sob, in an equally unsettling way. After perverting these human emotions, she descends from her pedestal and gracefully and quietly leaves the room. Laughing usually is contagious, if only out of embarrassment and for a crying person one feels sympathy, but in this performance they are just sounds, well composed to unsettle and frustrate the enjoyment of a perfect model for an art class.
Xiaoou Yang: Bezauberung in Bedburg (mit Video)
Sie wollte bei ihren Vorbereitungen nicht fotografiert werden, es habe noch nicht angefangen, sagte sie höflich aber bestimmt. Zwischen den Bäumen am Rande des Gartens des Kunstlabors ArToll hatte Xiaoou Yang auf der Erde einen Kreis von Blättern freigemacht. Mit Erde rieb sie sich ein, so dass ihre Haut und ihr Gewand aus dunklen Stoffstreifen und Fellen kaum von einander zu unterscheiden waren. Dann folgte ein erdverbundener Tanz den sie mit einer Art Rezitieren begleitete. Xiaoou stammt aus der Inneren Mongolei, studiert in Versailles an der École des Beaux Arts und war mit Kommilitonen und Lehrer nach Bedburg-Hau gekommen um sich dem Thema „die Frage nach der Identität in der Kunst“ zu widmen. Während man sich die moderne Kunst eher als entschiedene Abwendung von Überliefertem vorstellt, geht Xiaoou den Weg zurück. Ihre Großmutter war noch, so erzählte die Künstlerin uns, lebendiger Teil des Schamanismus der Inneren Mongolei und sie versuche diesen wieder neu zu entdecken. Sie könne so mit ihren Ahnen sprechen, eine Kommunikation die uns Heutige befremdet oder vielleicht nicht einmal wünschenswert erscheint. Mit der Moderne ist dieser Gedanke verloren gegangen. Und mit der Vernichtung des Judentums auf europäischem Boden, ist die einzige Religion, die uraltes Gedankengut überlieferte und eine uralte Praxis lebte in Europa verschwunden. Franz Rosenzweig fasste dies einst so zusammen, dass alle Juden zu jeder geschichtlichen Zeit mit Moses am Sinaiberg stünden. Gegenüber dieser Perspektive erscheint das heutige Leben flach und ohne Farbe. Und wir können dankbar sein, dass junge Menschen, wie Xiaoou Yang, den Weg zurück gehen wollen und uns dabei in den Bann ziehen.